Mit Taiji und Qi Gong auf einem spirituellen Weg sein
Eine Erfahrung über den Körper den eigenen spirituellen Weg zu öffnen ...
Vor ca. 5 Jahren war ich das erste mal beim Qi Gong. Meine Frau hatte einen Kurs begonnen und wurde aber gleich am Beginn des Kurses mit unserem 2. Kind schwanger. Daher sprang ich ein. Meine Chinesische Ärztin hatte mir auch damals auch gerade empfohlen mit dem Qi Gong zu beginnen, um meinen Stresspegel und die damit einhergehenden gesundheitlichen Probleme zu therapieren.
Es war sehr spannend bei einer jungen Chinesischen Kursleiterin, die eine unglaubliche Energie ausstrahlte, diesen für mich fremdartigen Zugang zu Körperbewusstsein und Bewegungen zu erfahren. Mir wurde sehr schnell bewusst, dass mein ganzes Verständnis von Bewegung immer die Konditionierung auf ein Ziel hin hatte und bislang nur von Geschwindigkeit und Kraft geprägt war.
Nun sollte ich da ganz etwas anderes lernen. Langsame, fließende Bewegungen, die in ihrer Anmut und dezenten Abläufen nicht unmittelbar direkt auf ein Ziel gerichtet waren und bei welchen es auch gar nicht darauf ankam mit Kraft zu arbeiten. Da mußte ich als erstes meinen aufkommenden Widerstand überwinden. Bei den ersten Kursabenden bin ich mir zudem oft wie ein Pensionist vorgekommen, der ganz und gar unbeweglich ist und nur ein infantiles Körperbewußsein besaß.
Es hat mich aber trotz allem gereizt drann zu bleiben. Hatte ich doch damals mein 40igstes Lebensjahr vor mir gehabt und gerade erkannt, dass es besonders interessant und erfüllend sein kann etwas zu lernen, was man ganz und gar nicht kennt und kann, wo man nicht einmal ein bestimmtes Talent mitbringt. Vorausgesetzt man ist beharrlich und bleibt drann.
So war es dann auch. Und es passierte noch viel viel mehr mit mir. Ich kostete die Freude, mich zu überwinden und langsam die mir zuerst so fremden Bewegungsabläufe zu erlernen, zu verbessern und schlussendlich auch noch zu perfektionieren wirklich aus.
So lernte ich auch meinen Körper und seine ganze Beweglichkeit erst wirklich richtig kennen. Diesen in seinen Bewegungsabläufen und seinen Grenzen deutlich spüren zu können, war eine wunderbare Erfahrung für mich.
Das größte Geschenk war für mich jedoch, dass durch das Erfahren meines Körpers, durch das „mich spüren lernen“, sich für mich ein neuer Weg, ein spiritueller Weg aufgetan hat. Je weiter ich mich in den Bewegungen des Taiji und des Qi Gong hineinlassen konnte, je mehr ich die Energie in mir fließen lassen konnte, desto mehr kam mein spirituelles Leben im Innen wie im Außen in Bewegung. Es geschahen Dinge, an die ich nie zu Träumen gewagt hätte, ohne dass ich das Gefühl hatte mich dafür anstrengen zu müssen. Mein Leben kam nach vielen Jahren der Stagnation, des auf der Stelle tretens wieder in Fluss, auf eine ganz neue und erfüllende Art.
Nach nun 5 Jahren Taiji und Qi Gong und vielen erlernten Formen, wie der 24fachen Methode bzw. der 48igfachen Methode der Übung des Taijiquan, haben sich die Übungen derart vertieft, dass diese einer aktiven Meditation gleichen. Körper und Geist sind während der Übung eins und nach den Übungen bin ich ganz und gar bei mir und in meiner Mitte.
Selbst mit Familie und zwei Kindern und des voll im Leben stehens ist es mir meist möglich ein paar mal pro Woche meine Übungen zu machen, auch wenn ich dafür früher aufstehen muß. Der Lohn wird sogleich ausbezahlt, indem ich mich danach frisch, vital und geistig wach fühle. Einmal pro Woche besuche ich noch immer die Taiji-Schule und lerne gerade das Daoistische Qi Gong der ewigen Jugend. Werde ja in den nächsten Jahren sehen, ob es wirkt.
Ich kann diesen Weg – über den Körper – über das sich spüren lernen – einen spirituellen Weg zu öffnen oder zu intensivieren, nur wärmstens weiterempfehlen.
Hier an dieser Stelle möchte ich mich auch noch bei Sandra, einer ganz lieben, leider viel zu früh verstorbenen Freundin dafür bedanken, dass sie meine Frau und mich zum Qi Gong und Taiji gebracht hat. Ohne dich Sandra, wäre das alles nie passiert.
Klaus