DIE FIRMUNG ALS INITIATIONSERFAHRUNG
Richard Rohr hat uns initiierte Männer ausgesandt mit dem Auftrag etwas für andere Männer zu tun. Darauf hin haben wir begonnen Burschen auf die Firmung vorzubereiten, sie einige Wochen zu begleiten.
Die Bilder und Rituale, die Richard Rohr verwendet, sind dabei eine ergiebige Quelle der Inspiration. Dazu zählen vor allem die vier Archetypen, die er in seinem Buch „Masken des Maskulinen „beschreibt: König, Krieger, Magier, Liebhaber(Liebender).
Hinab gestiegen in die geheimnisvollen Stimmung einer 400 Jahre alten Schmiede (Bild 8) können die Burschen ihre Kraft (Kriegerenergie) unmittelbar ausagieren, sei es beim Schmieden eines Schwertes (Bild 9 u. 11) oder eines Kreuzes (Bild 10), das sie lange noch an ihre Firmung erinnern wird.
Auch Bogenschießen (Bild 2) und Messerwerfen sind eine schöne Übung zur Stärkung der Kriegerenergie (Konzentration und Fokussieren).
Ein Symbol des Magiers (Moses, Gandalf und viele mehr) ist der Stab. Daher schnitzen sich die Jungs indianische Mutstäbe und bemalen sie (Bild 4). Damit wandern wir zu einem See in der Umgebung, um dort am Lagerfeuer Knacker zu grillen bevor wir nach Mitternacht ziemlich abgekämpft zurückkehren.
Gemeinsam bauen wir ein Lichterlabyrinth (Bild 5) als Ritual für unseren Lebensweg, der alles andere als geradlinig ist. Dabei spüren wir den Wendungen nach, mit denen wir bisher schon konfrontiert wurden und fassen Vertrauen für die nächsten Schritte. Es gibt nur einen Weg, der uns in die Mitte und wieder herausführt. Ein Ritual für Orientierung und Gehaltensein. Dafür bieten die Bücher von Gernot Candolini eine Fülle von Anregungen.
Angeleitet von der Männergruppe Gmunden wandern die Firmlinge mit ihren Paten und Vätern in einer Februarnacht hinauf zu einer Andacht in der Wallfahrtskircheauf dem Richtberg. Das ist anstrengend, manchmal regnet oder schneit es und wir waten kniehoch im Schnee. Aber gerade diese Anstrengung fasziniert uns Männer auch im spirituellen Kontext. In der Karwoche dürfen Firmlinge, deren Paten und Väter die Männergruppe auf einen Rucksackkreuzweg (siehe Markus Hofer, Männerspiritualit) begleiten.
Höhepunkt der Firmvorbereitung ist die Nacht des Feuers, wie sie in dem Firmbehelf „Feuer in mir“ von Felix Rohner-Dobler beschrieben ist.
Bis zu 12 Burschen und ihre Paten oder Väter verbringen gemeinsam 24 Stunden mit der Geschichte vom Eisenhans als Rahmenhandlung.
Dieses Märchen wird in fünf Abschnitten erzählt (Bild 3) und jeder Abschnitt mit einem dazupassenden Ritual abgeschlossen. Die Bestattung der Burschen in einem Waldgrab (Bild 13) ist das Ritual zur Loslösung von der Mutter. Bei einer Kopfwäsche mit kaltem Wasser (Bild 12) werden die Burschen mit den 5 Initiationsbotschaften Richard Rohrs konfrontiert.
Das klingt alles eher brutal und einschüchternd und das ist auch so beabsichtigt. Die Burschen sollen wachgerüttelt, erschüttert werden, bevor die erwachsenen Männer als Stellvertreter aller männlichen Ahnen ihre Kraft auf die Burschen übertragen (Bild 6) und sich die Burschen danach mit verbunden Augen eine Böschung hinunter wagen (Mut und Vertrauen).
Ein Heilungsritual (Bild 7) bildet den Abschluss bevor die Nacht des Feuers mit einer gemeinsamen Mahlzeit ausklingt.
Haben zunächst die Paten ihren Firmlingen den Kopf gewaschen, waschen und salben sie ihnen am nächsten Tag die Füße (Bild 14).
Jahr für Jahr Burschen auf den Weg zur Firmung zu begleiten, entfacht auch in uns immer wieder das Feuer unserer eigenen Initiation. Bei dieser Form der Firmbegleitung geht es nicht um religiöse Inhalte, nicht um Glaubenssätze. In einer Zeit, wo der Mensch versucht das Universum zu entzaubern und das menschliche Dasein auf Materialismus und Konsumismus zu reduzieren, haben wir erwachsene Männern mit der Firmvorbereitung die Chance, jungen Männern eine Ahnung zu vermitteln davon , dass es sich lohnt, dass es spannend und aufregend ist, sich einzulassen auf eine Reise in die unerforschten Landstriche der männlichen Spiritualität. Besonders, durch die gemeinsamen Aktionen mit der Männergruppe, den Paten und Vätern, leben wir den Burschen vor, dass Männer nicht nur untereinander rivalisieren um Geld und Macht, sondern sich auch gegenseitig den Rücken stärken , einander Freunde sein können.
Fritz Pichler und Franz Staudinger
Firmbegleiter in Gmunden und Schwanenstadt
Mail Fritz Pichler: friedrich.pichler#aon.at
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