Heilsamer Umgang mit Krisen
Autor: Dr. Markus Hofer
Katholische Kirche Vorarlberg
Wenn Männer verletzt sind, ziehen sie sich erst mal in die Höhle zurück. Man(n) könnte zwar aufschreien vor Wut oder Zorn, aber das gilt heute als nicht mehr so korrekt. Männer brauchen zuerst einmal diesen Rückzug, das Schweigen, vielleicht auch das Wunden lecken. Frauen können es schwer verstehen, denn ihr Impuls drängt sie hinaus aus der Höhle zum Reden. Die Höhle kann auf Dauer aber schon zur Gefahr werden, wenn Männer nicht mehr heraus finden und im Schmerz verstummen. Es gibt nicht wenige Männer, die lange Zeit stumm vor sich hin leiden, nicht fähig oder nicht willens sind sich mitzuteilen, den Weg aus ihrer eigenen Höhle nicht finden. Krankheit, Trennung oder Verlust schlagen Wunden in unsere Männerseele. Krisen sind ein Teil des Lebens. Und es hat niemand gesagt, dass das Leben immer gerecht sei. Die Frage ist vielmehr, wie wir mit diesen Krisen umgehen. Man kann sie verdrängen, vor ihnen davon rennen, an ihnen verzweifeln - oder auch sie verwandeln. Im Märchen "Eisenhans" taucht der Junge den verletzten, schmerzenden Finger in einen Waldsee - und der Finger wird in Gold verwandelt. Da bricht er auf, um seinen eigenen Weg zu finden und zu innerer Versöhnung zu gelangen. Wir können heilsam mit uns selber umgehen und schauen, welche Veränderung uns die Krise abverlangt. Wenn wir ihre Botschaft für unser Leben anerkennen, können wir an ihr reifen. Dann zeigt sich, was die Wunde neben all dem Schmerz auch noch ist: ein kostbares Gut, um unsere Verletzlichkeit annehmen zu können und verändert auf unsere Mitmenschen zuzugehen.