Warum Männergruppe?
Markus Hofer - Männerbüro der Kath. Kirche Vorarlberg, www.maennerbuero.info
„Ich weiß nicht mehr, was ich ohne meine Männergruppe tun würde. Andererseits, meinen Kollegen in der Firma würde ich nie erzählen, dass ich in einer ännergruppe bin“, meint Walter.
In den Köpfen von Männern schwirren alle möglichen Fantasien über Männergruppen herum. Dabei sind es letztlich nur Männer, die sich regelmäßig treffen und einmal über sich, statt über Autos und Sport reden, sich als Männer persönlich austauschen, statt sich schenkelklopfend zweifelhafte Witze zu erzählen. Dabei wird auch in Männergruppen
gelacht, Teebeutel und Taschentücher sind nicht die Eintrittskarte zur Männergruppe.
So lange aber unter Männern solche Fantasien vorherrschen, braucht auch Walter seinen Kollegen weiter nichts davon zu erzählen. „Dabei würde es ihnen selbst so gut tun“, ist Walter überzeugt. Wenn Männer sich begegnen, stecken sie meist in einer unsichtbaren Rüstung. Das Visier wird nur vorsichtig hinauf geklappt, man(n) könnte ja schließlich sofort eine rein kriegen. Es wird gerangelt und abgeklopft, die Hierarchie ausgetestet, jeder muss in etwa schauen, auf welche Sprosse der Hühnerleiter er gehört.
Und ganz wichtig: Sich ja nicht blamieren! Auch wenn man(n) sich nach gewisser Zeit oder ein paar Bier schulterklopfend in den Armen liegt, bleibt das Innerste ausgespart, der persönliche Bereich versperrt. „Bis hierher und nicht weiter!“, lautet das Motto dieser manchmal heuchlerischen Männerkultur. Du darfst blöde Witze über deine Alte machen, aber nur nicht sagen, dass du mit deiner Frau ein Problem hast.“
Seit Jahren gibt es zunehmend Männer, die es leid sind, nicht offen und ehrlich von Mann zu Mann miteinander reden zu können und die spüren, dass ihnen dadurch etwas fehlt. Sie wollen sich weder als Konkurrenten gegenüber stehen noch in falscher Kumpanei, sondern in männlicher Solidarität, in Freundschaft, als Brüder unter Brüdern. Neben verschiedenen Möglichkeiten der Begegnung hat sich dafür als guter Ort die Form der Männergruppe herausgebildet.
Männer treffen sich, um hin und wieder miteinander ihr Männerleben zu teilen, um persönliche Dinge so miteinander zu besprechen, wie es eben Männer tun, um sich gegenseitig einen Blick in die eigene Männerseele zu gestatten. Was sie dabei entdecken, überrascht sie oft: dass sie endlich einmal abladen dürfen und dabei mit ihren Geschichten nicht allein sind, dass es vielen Männern ähnlich geht, dass sie Verständnis finden und die Ängste unbegründet waren, dass niemand ausgelacht wird und Männer verantwortungsvoll miteinander umgehen und nicht zuletzt, dass es verdammt gut tut.
„Manchmal bin ich nachher ein paar Kilo leichter“, würde Walter vielleicht
sagen.
Ähnliche Erfahrungen machen Männer übrigens auch in Männerseminaren. Im Schutz der Vertraulichkeit untereinander legen sie ihre Geschichten auf den Tisch in fast atemberaubender Offenheit, sehr direkt, voll auf den Punkt sozusagen und ohne viel Beiwerk. Nach einer derartigen Einstiegsrunde in einen Workshop meinte der Letzte in der Runde in Bezug auf seine Erwartungen, die seien schon längst erfüllt, denn so etwas habe er unter Männern noch nie erlebt.
„Da würden die Frauen mit den Ohren wackeln, wenn sie so etwas erleben könnten. Die sagen doch immer, Männer können nicht von sich reden“, setzte er nach. Manches scheint unter Männern dann doch einfacher zu gehen, wenn der erste Schritt einmal getan ist.
Männerbüro der Kath. Kirche Vorarlberg, www.maennerbuero.info
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